Freitag, 19. Dezember 2014

Neuseeland - die Natur schlaegt zurueck

Kaum arbeitend (naja gut, 2 Stunden am Tag, aber immerhin...), schon in der restlichen Zeit von einer gewissen Traegheit ergriffen, bin ich gegen Ende meiner Woche in Akaroa nicht wirklich zum Aufbruch motiviert. Es war doch gerade so gemuetlich! Und: Womit die Woche bis zum naechsten Job fuellen?
Nicht ungewoehnlicherweise habe ich allerdings Glueck, und treffe kurz vor meinem Karriereende im Hostel Xanthe. Die sucht noch einen Wander-Buddy und hat auch schon diverse Vorschlaege fuer Tracks. Sauber! :)


Auf gehts wieder Richtung Norden, nach Nelson. Und von da aus - mit einem Tag Verzoegerung, weil der Regen so stark ist, dass eine Wanderung tatsaechlich sehr unangenehm werden wuerde - in den Nationalpark "Nelson Lakes". Vier Tage Wanderung, jej! :)


Den ersten Tag verbringen wir direkt weitestgehend im Regen. Kein Problem. Wir sind nur ca. vier Stunden unterwegs, ausserdem wartet die Huette mit einer Feuerstelle auf.


Feuerstelle: Kochgelegenheit, Heizung und Grund zum Holzhacken - drei Vorteile zum Preis von einem.

Den zweiten Tag ueber laufen wir vornehmlich auf einen Gebirgskamm, von dem man eine fantastische Aussicht hat. Haben kann. Oder es ist so neblig, dass man froh ist, den naechsten Wegpunkt zu sehen. In unserem Fall trifft zweiteres zu - von Aufbruch bis Ankunft. Dafuer erinnern die aus dem Nebel auftauchenden schwarzen Felsen stark an das gute alte Mordor.



Vorne, links, rechts und hinten: Nebel. Mitte: Xanthe.


Gebirskamm, Nebel und der zweite Expeditionsteilnehmer.


Atmosphaerisch reizvoll: Nebel. Und Felsen.

Mit dem Anbruch des dritten Tages sind aber auch die Wolken fort - Hurra! Sicht! Und die lohnt sich... :)


Gebirgssee an der Huette. Die Haelfte der Wanderexpedition liess sich hier am Abend zuvor zu einem Bad verleiten. Kalt.


Ein Hurra wert: Blauer Himmel. Und die extrem coole Landschaft. :)


Kurz vorm Abstieg. Nein, nicht der BVB. Xanthe.


Steil: Abstieg.



Meine Reisebegleitung bekommt im Laufe des Tages ziemlich Probleme mit ihren Fuessen und versucht sich einen Teil des Weges im Barfusslaufen. Erinnert in neuseelaendischer, waldiger Umgebung recht stark an einen Hobbit. Nicht zuletzt auch, weil Xanthe ziemlich klein ist. Tim ist natuerlich charmant. Aber dieser Gedanke muss trotzdem laut ausgesprochen werden ;)

Hobbitfreundlich: Wald.

Den Abend an der dritten Huette moechte ich - wie ueblich - gern durch ein Bad auffrischen. Ich sitze also des abends auf einem Steg, die Fuesse baumeln entspannt im Wasser. Mentale Vorbereitung auf den Sprung ins kuehle Nass. Ueberraschend beisst mich stattdessen ein recht kapitaler Brocken von einem Fisch in den Zeh. Ich reisse mein Bein direkt aus dem Wasser, woraufhin der hungrige Seebewohner von mir ablaesst. Auf den Geschmack gekommen verweilt er jedoch auf der Suche nach der entschwundenen Beute nahe des Steges. Ergebnis: Ein blutender Zeh und Unsicherheit auf meiner Seite, ob ich wirklich baden moechte. Nach kurzer Bedenkzeit hechte ich dann aber doch extrem elegant mit einem Kopfsprung ins Wasser, um dann extrem unelegand und mit moeglichst viel Bewegung aller Gliedermassen eine Runde zu schwimmen. Nicht, dass es da nochmal zu Verwechslungen kommt...



Tag vier ist eher unspektakulaer, wir laufen die meiste Zeit ueber durch einen Wald. Der mir in Deutschland sicherlich sehr positiv auffallen wuerde, nach 1 1/2 Monate Neuseeland ist der Anspruch aber doch gestiegen - ja, ich bin mittlerweile etwas verwoehnt. Insgesamt war die Wanderung trotzdem sehr cool und hat mir persoenlich besser gefallen als der Abel Tasman Track - mehr Anspruch und mehr Asussicht. :)


Eher unspektakulaer: Tag vier. Hier ein Foto vom Wald.

Ein letztes Highlight bieten die 90 km zurueck nach Nelson, die wir nach Abschluss der Wanderung noch trampen muessen: Im Niemandsland werden wir coolerweise von einem Postauto mitgenommen. Xanthe und ich sitzen hinten im Van zwinschen den Zeitungen, waehrend der am Steuer sitzende Postbote waehrend der Fahrt immer mal wieder eine Zeitung in die Einfahrt einer Farm schleudert. Neuseelaendische Gemuetlichkeit? Auf jeden Fall filmreif.

Montag, 15. Dezember 2014

Hochzeit, Arbeit, Sesshaftigkeit - vom Vagabunden zum Buerger.

Geduld, Geduld, Tim ist zurueck aus der Wildnis und weiter gehts auch schon mit dem Blog! Heute umgeben von zwei schlafenden Hunden (davon einer schnarchend) und einer ebenfalls ratzenden Katze.



Aus Darfield mitgenommen werde ich von einem Amerikaner, der ganz Neuseeland (ja, beide Inseln) in drei Tagen "macht". Ein Konzept, fuer dass er die drei Tage lang praktisch nur Auto faehrt, um dann wieder in den Flieger zu steigen. Wenns denn Spass macht... Mein etwas naheliegenderes Ziel heisst Akaroa und liegt auf einer Halbinsel ganz in der Naehe von Christchurch.

Jap - Akaroa ist recht windig.


Die ersten eins, zwei Tage sind eher Routine - stundenlange Wanderungen (Landschaft mal wieder ein Knaller :) ), Sport, Leute kennenlernen und eine gute Zeit haben. Auch der Blog gehoert inzwischen dazu - diesmal in einer Bibliothek. Waehrend ich euch mit mit Geschichten aus meinem Leben die Zeit versuesse, spricht mich ein Mann von der Seite an: "Hi!" - "Hi." - Do you want to get married today?" - "errrrmmm.... not necessarily?!"
Ich sage dann aber doch ziemlich schnell ja. Im angrenzenden Kino wird soeben ein Promo-Film fuer einen Alleinunterhalter gedreht, der engagierte Braeutigam-Darsteller ist jedoch leider nicht aufgetaucht. Hilfreicher Tourist Tim spring natuerlich gerne ein! :)  Als Dank wird mir ein Kaffee versprochen - und natuerlich unsterblicher Ruhm.


Nachdem ich auch noch als Kameramann und beim Aufraeumen mitgearbeitet habe, laedt mich der Regisseur auf eine Wanderung ein - ihr koennt euch meine Antwort sicher denken ;) Wir verbringen den Nachmittag auf der anderen, fuer mich ohne Jeep unerreichbaren Seite der Halbinsel mit Kletterei in den Klippen, Seehundsichtungen und in allgemeiner Begeisterung (insbesondere auf deutscher Seite) ueber einen extrem beeindruckenden Ort. Impressionen folgen.


Nicht ohne: Landschaft.


Laedt auf jeden Fall dazu ein, aeusserst entdeckermaessig in die Ferne zu blicken.

... und solche Bilder kennt man sonst nur von Ursula von der Leyen.


Noch skeptisch: Robbe.


Hobbyregisseur, Hobbywanderguide und im richtigen Leben Delphinbootfahrer: Julian.


Die Schichten im Gestein entstehen uebrigens durch Asche, die sich zwischen die Lava legt und als erstes vom Meer hinfortgespuelt wird. Schlaubergermodus aus.


Klippenkletter-Actionshot. Yeah.


Tim am Faulenzen... aaeeh, Arbeitsplatz.
Auf Dauer ist uebrigens nicht nur Klettern, sondern auch Reisen recht anstrengend. Bisher habe ich noch nie mehr als drei, im Durchschnitt eher zwei Naechte an einem Ort verbracht. So langsam waere es vielleicht mal Zeit fuer einen ersten Job, was ich im Hostel nebenbei erwaehne. Glueckskind Tim faellt natuerlich prompt ein ebensolcher in den Schoss - das Hostel engagiert mich. Zwei Stunden Arbeit am Tag fuer Unterkunft. Richtig cool ist, dass das Hostel das bisher schoenste auf meiner ganzen Reise ist - gruener Garten mit Springbrunnen, Feuerstelle im Wohnzimmer und eine Groesse, bei der Abends regelmaessig alle zusammensitzen, essen, quatschen und das Leben geniessen :) Mein franzoesischer Kollege und Zimmergenosse Pierre ist zudem nicht nur ein extrem talentierter Koch, sondern gibt mit einem Freund regelmaessig Trompeten- und Klavierkonzerte auf sehr hohem Niveau - die musikalische Untermalung ist  gesichert.


Nachteil der "Sesshaftigkeit" ist, dass ich unglaublich faul werde, was Ausfluege betrifft. Dementsprechend wird ein nicht unerheblicher Teil des Tages in der Haengematte, auf dem Sofa oder in der Kueche verbracht. Lesen, backen, reden, kochen. Ich kann mich nicht beklagen :)



Abschliessende Anekdote:
In der Woche, fuer die ich vom Hostel engagiert werde, zieht meine Kollegin um. Da sie auch als Guide fuer Delphin-Touren arbeitet, kann sie es sich leisten, in eine richtige WG zu ziehen. Zum Haus gehoert ein ziemlich grosses Grundstueck, auf dem der Rasen in den letzten Monaten recht lang geworden ist. Maehen, koennte man meinen, sei eine naheliegende Wahl. Ist aber natuerlich Bloedsinn, weil aufwendig, ausserdem muss man das dann ja auch noch haeufiger machen. So der Vermieter. Loesung? Ganz entspannt drei Schafe im Garten abladen, fertig ist die Laube. Manchmal steckt in Stereotypen Wahrheit...

Freitag, 5. Dezember 2014

Probiers mal mit Gemuetlichkeit, mit Ruhe und Gemuetlichkeit :)

Weiter gehts mit Marie nach Kaikoura, an die Ostkueste. Tatsaechlich war der urspruengliche Plan, die Westkueste runterzufahren - aber da regnets. Nicht geplant, nichts gebucht - die Reise kann dem Wetter angepasst werden. Belohnt werden wir mit blauem Himmel und Sonnenschein :)

Sonne, Wasser, vom Blogautoren nicht bestiegene Berge: Kaikoura.


Wir sind beide noch ziemlich im Pause-Modus und verbringen die Zeit mit kleineren Ausfluegen, Sport und Kochen. Umgeben von schneebedeckten Gipfeln und der See koennte man sich schlechtere Orte fuer eine Auszeit vorstellen :)


Ein Hurra fuer Erholung! :)



Marie will die folgenden Monate malochend in Christchurch verbringen, Tim lieber arbeitsscheuer Langschlaefer bleiben. Fuer mich gehts also alleine weiter nach Darfield, ein Dorf in der Naehe von Christchurch. Da darf ich netterweise bei einer alten Freundin von Anna wohnen - vielen Dank an dieser Stelle nach Deutschland! :)

Mitgenommen werde ich vom B-Team der neuseelaendischen Nationalmannschaft im Rudern. Die 13 Jungs und Maedels kommen grad von einem Wettkampf-Wochenende wieder, haben unfassbare zwoelf Mal die Woche Training und sind extrem nett und entspannt. Da ich ihr favorisiertes neuseelaendisches Bier nicht kenne, gibt's direkt ne Flasche geschenkt. Solche Bildungsluecken sollten schliesslich schnellstens geschlossen werden!




Der Aufenthalt in Darfield ist ein bisschen wie Ferien auf dem Land. Ich sitze draussen in der Sonne und lese, mache Sport, maehe den Rasen und backe Brot. Abends kann ich gemuetlich kochen, obendrein gibts ein eigenes Zimmer und ein richtiges Handtuch. Das kann ein ganz schoener Luxus sein! :) Vielen Dank natuerlich auch an meine grossartige Gastgeberin Sarah!

Angekommen im Sueden - und bei Klischees: Schafe. Die mussten im Norden den gewinntraechtigeren Kuehen weichen.


Christchurch - das ich einen Tag lang besuche - ist ein harter Kontrast zur bisher sehr beschaulichen Suedinsel. 2011 starben bei mehreren Erdbeben insgesamt 185 Menschen, ein Grossteil der Innenstadt wurde zerstoert. Noch immer gibt es zahllose gesperrte Gebaeude und riesige Baustellen, die das Stadtbild dominieren. Insgesamt ist die ganze Atmosphaere eher "rauh" und von den Bauarbeiten bzw. Bauarbeitern gepraegt.


Seit 2011 geschlossen ist unter anderem die Kathedrale.


Ungewoehnliches Design: Shoppingsmall in Christchurch.


Beschaulicher Kontrast: Botanischer Garten.


Ich hoffe, ihr lasst euch alle nicht (weihnachts-)stressen und koennt die Zeit im winterlichen Deutschland geniessen!

Liebe Gruesse

Tim

Dienstag, 2. Dezember 2014

Mein erster Great Walk!


Es ist soweit! Nach gut drei Wochen auf der Nordinsel geht es in den Sueden Neuseelands, von dem mir schon des Oefteren - um nicht zu sagen, permanent - vorgeschwaermt wurde. Mein erstes Ziel im Sueden ist der Abel Tasman Nationalpark, bzw Nelson auf dem Weg dahin. Dort ist einer der Great Walks, die als die schoensten Wanderwege des Landes gelten und zwischen drei und fuenf Tagen Zeit in Anspruch nehmen.
Schon die Reise gestaltet sich als recht ereignisreich. Der Fahrt mit der Faehre auf die Suedinsel...

So sieht also der Sueden aus...



... folgt weiteres Trampen. Da die Freundin des Fahrers neue Wanderschuhe braucht, halten wir irgendwo in der Pampa. An einem Zaun. An dem haengen eine  Menge Schuhe, die nicht mehr benoetigt wurden, so aber weitere Verwendung finden koennen. Ganz praktisch - wenn man denn denn ebendiese Pampa durchkreuzt. Die beiden erzaehlen mir, dass es irgendwo anders in Neuseeland auch einen Zaun fuer Fahrraeder gibt. Und einen fuer BHs. Wie praktisch. Wir "shoppen" ein Paar Wander- und ein Paar Laufschuhe.

Irgendwie surreal: Zaun mit Schuhen. Vielen Schuhen.


Der naechste Halt ist etwas weniger freiwillig. Kurz nachdem mir der Fahrer erzaehlt hat, dass ihm in Neuseeland schon fuenf Mal ein Reifen geplatzt ist - ich bin etwas unglaeubig - haben wir eine Panne. Der Reifen platzt. Quod erat demonstrandum.

Uebung macht den Meister: Das Reserverad ist auf jeden Fall ruckzuck drauf.




In Nelson treffe ich Marie wieder, mit der ich in Tauranga Muscheln ass. Die war vor Neuseeland schon Wandern in Kanada und den USA und hat daher allerlei praktische Dinge fuer eine Mehrtageswanderung - zum Beispiel ein Zelt. Ich brauche nur noch eine Isomatte zu leihen und fertig ist die Laube. Aeusserst praktisch!
Wir beginnen mit unserer Planung fuer eine 3-Tages-Wanderung vielleicht etwas kurzfristig. Praeziser: 15 Stunden vor Beginn. Heisst leider auch, dass wir nicht alle Campingplaetze buchen koennen, die wir moechten. Der Preis der Spontaneitaet...

Entsprechend ist der erste Tag etwas anspruchslos. Wir sind trotz Zelt und Vorraeten fix unterwegs und erreichen unseren Campingplatz schon um 14 Uhr - haben bis dahin aber schon viele extrem schoene Stellen gesehen :) Die meiste Zeit ueber durch den Wald fuehrend bietet der Weg immer wieder tolle Ausblicke auf Sandstraende, tuerkisfarbenes Wasser und karibisch anmutende Buchten.

Koennte schlechter aussehen: Abel Tasman National Park.


Schoen, aber kurz: Weg.



Eher karibisch: Flair. Hier der Strand am Campingplatz.


Um etwas laenger unterwegs zu sein, machen wir am zweiten Tag diverse side-tracks, also Strecken, die nicht zur eigentlichen Wanderung gehoeren. Die fuehren uns unter anderem zu Kleopatras Pool - der ist auf jeden Fall sehr schoen und einladend. Vielleicht zu einladend? Marie faellt jedenfalls inklusive Kleidung und Kamera ins Wasser. Zwei Mal. Ich versteh das auch nicht... Saemtliche digitalen Eindruecke aus ihrer Perspektive muessen mit dran glauben.

Der Frieden truegt: Kleopatras Pool.


Der zweite Campingplatz bietet ungeahnte Attraktionen. Na, was ist hier - neben dem wunderschoenen Sandstrand - wohl Anlass zur Freude?





Der zahme Dickhaeuter natuerlich!



Auch der dritte Tag wird ziemlich entspannt gemeistert, dann gehts per Wassertaxi zurueck nach Nelson. Dabei begegnen wir noch einem Meeressaeuger beim Mittagessen:


Mit dem Essen spielt man nicht. Oder doch?

Unhoeflicherweise beim Essen fotografiert: Seehund.


Und - geschafft! Mein erster mehrtaegiger Wanderausflug in Neuseeland hat auf jeden Fall gut funktioniert - Beinchen haben trotz Rucksack gut mitgespielt, das Wetter ebenso. Die Umgebung war - mal wieder -  malerisch schoen, allerdings nicht gerade das Ebenbild wilder Natur ;) Fuer das naechste Mal wuerde ich mir auf jeden Fall etwas laengere Strecken raussuchen - wobei wir beide ehrlich gesagt ziemlich durch sind, als wir nach den drei Tagen am Hostel ankommen.

Danke fuer eure fortwaehrende Aufmerksamkeit und liebe Gruesse

Tim

Freitag, 28. November 2014

Unerwartete Wendungen...

Hallo ihr Lieben!


Bevor Tim gleich heiratet - die volle Geschichte gibt es zu gegebener Zeit - bleiben noch ein paar Minuten, um ein wenig mit dem Blog aufzuholen.

Ich starte morgens in Napier. Ziel: Wellington. Der Weg ist weit und das ganze laeuft eher schleppend. So stehe ich nachmittags bei starkem Wind und ziemlicher Kaelte irgendwo in Palmerston North, immer wieder von Regen- und Hagelschauern unter das Dach einer nahen Tankstelle gejagt. Das durchweichte "Wellington"-Schild in meiner Hand kann ich nicht abstreiten, dass sich eine gewisse Unzufriedenheit breit macht. Ausserdem wird es langsam spaet, die Chancen auf eine Mitfahrgelegenheit sinken...



Das Essen war schonmal schlechter...
Netterweise haelt irgendwann doch ein Auto, am Steuer sitzt Joan. Die erklaert mir, dass alle Autos nach Wellington auf der mittleren Spur fahren und ich daher kaum Chancen haette. Sie ist extra eine Schleife gefahren, um mich einzusammeln und moechte mich jetzt an einer fuer mich guenstigeren Stelle absetzen. Sehr gerne!

Nachdem wir uns ein Weilchen unterhalten und ziemlich gut verstanden haben bietet sie mir an, dass ich die Nacht ueber auf ihrer Mini-Farm bleiben kann, um am naechsten Morgen entspannt und erholt nach Wellington zu starten. Auch sehr gerne! Wenig spaeter sitze ich bei Lasagne, Rotwein und neuseelaendischem Kuchen zum Nachtisch am Kaminfeuer, umgeben von vier Hunden, zwei Katzen und einer Ratte. Auch Joans Tochter und deren Freund sind dabei.





Es fehlt: Der Dobermann mit Namen Princess.
Joan beschaeftigt Wwoofer auf ihrer Farm - also Leute, die fuer Essen und Unterkunft ein paar Stunden am Tag arbeiten. Tatsaechlich bietet sie mir als naechstes an, einen Tag laenger zu bleiben. Kost und Logis gegen ein wenig Hilfe auf der Farm. Abgemacht! :)








Ziegenfuetterung.
Den folgenden Tag verbringe ich also u.a. mit der Fuetterung der Ziegen, der Bespassung der Hunde und dem Maehen des Huehnergeheges. In Gummistiefeln, umgeben von Hunden ueber die Farm zu laufen fuehlt sich ziemlich gut an! Nicht zuletzt wird der Aufenthalt dadurch versuesst, dass Joan eine fantastische Koechin ist und es zweimal taeglich warme Mahlzeiten gibt - eine angenehme Abwechslung zum typischen Tim-Essen "Reis und Erbsen"!




Tim im Tier-Chaos. Missglueckter Versuch eines Foto-Shootings.


Gestatten: Prudence. Zu deutsch: Die Umsicht, die Vorsicht.
Ein nicht richtig integriertes Tier gibt es uebrigens auch: ein Huhn namens Prudence. Das ist leider auf einem Auge blind und zudem taub. Ausserdem wird es von den anderen Huehnern und Haehnen gemobbt und gepiesackt. Dafuer darf es dann als einziges Huhn frei herumlaufen. Das ist prima, solange es nicht hinter das Tor der Einfahrt geraet und dann aufgrund seiner Sehschwaeche ein ganzes Weilchen nicht wieder hinausfindet.




Zwei Tage spaeter als geplant geht es dann nach Wellington - mit Joan. Die da Freunde besucht. Bei denen ich auch zwei Tage wohnen darf. Und die mir weitere Kontakte fuer die Suedinsel vermitteln, zum Beispiel die Adresse ihrer Tochter in Dunedin. Bei der ich dann auch unterkommen kann. Und von Freunden in Christchurch. Und, und, und... Insgesamt eine unfassbar tolle, schoene und erzaehlenswerte Begegnung, ueber die ich mich auch im Nachhinein immer noch richtig freuen kann!


Auf dem Weg nach Wellington besuchen wir uebrigens noch einen anderen Freund. Mit Strandhaus. Mein Leben koennte schlechter sein :)

Pause auf dem Weg nach Wellington...

... im Strandhaus bei Weisswein und Sandwiches.


Wellington selbst gefaellt mir richtig gut, die Stadt ist irgendwie vielfaeltiger und lebendiger als Auckland. Neben groesseren Rundgaengen besuche ich das richtig geniale Museum, das nicht mal Eintritt kostet. Fast jedes kleine Dorf hat uebrigens ein - entsprechend kleines - Museum, das man umsonst besuchen darf, um etwas ueber die Geschichte des Ortes oder der Gegend zu erfahren.Genauso wie eigentlich jedes Dorf eine Bibliothek hat. Grad sitz ich zum Beispiel in einer der zwei Bibliotheken in einem Dorf mit nur 500 Einwohnern. Gar nicht schlecht!


Erleuchtend: Museum.



PS: Ach ja, das Rennen nach Wellington habe ich natuerlich verloren. Um zwei Tage. Damit kann ich leben.

PPS: Nein, ihr muesst euch keine Sorgen machen. Ich bleibe Junggeselle. :D

Montag, 24. November 2014

Ein Kap voller Verbrechen

Nachdem Oona und ich uns am Morgen auf unser naechstes Ziel - Napier - geeinigt haben, gehts bei wieder strahlendem Sonnenschein los. Entgegen gehegter Befuerchtungen kommen wir trotz langer Fahrt sehr entspannt an, unser Fahrer faehrt uns sogar noch zu diversen schoenen Kuestenstellen, die wir zu Fuss wohl nicht mehr erreicht haetten. Alle Daumen hoch fuer die neuseelaendische Freundlichkeit und Ruhe! :)


Ist auch mal noetig: Pause.
Da wir nach unserer 9-Stunden-Wanderung vom Vortag beide etwas durch sind, schlendern wir nachmittags nur noch ein bisschen durch die Stadt, gehen schwimmen und versuchen, den Sonnenuntergang auf einem Aussichtsberg zu erhaschen.
Eine interessante Beobachtung vom Besuch des Berges - der im wesentlichen mit ziemlich dicken Villen bebaut ist - ist uebrigens die Einstellung der Neuseelaender zu Autos. Die sind hier in erster Linie Transportmittel. Nicht Statussymbol. Auch die schoenste Villa hat also keinen Sport- oder Gelaendewagen, sondern eher praktische Alternativen vor der Tuer stehen. Auch dafuer Daumen hoch!


Besseres Timing war moeglich, fand aber nicht statt. Hier trotzdem: Blick vom Berg.



Der naechste Tag findet Oona und mich in koerperlich wieder hervorragender Verfassung - auf gehts daher zum Cape Kidnappers. Auch das benannt von Herrn Cook, dem hier damals sein Dolmetscher abhanden kam. Nicht gaenzlich unbeteiligt daran: Die hier schon lebenden Maori.

Zieht sich: Strand.
Nach ca. 2 Stunden Radtour sind wir am Cape. Von da sollten es noch 30 Minuten Fussweg sein. Hatte uns jemand im Hostel erzeahlt. Geschlagene 20 km bzw. 4 1/2 Stunden Wanderung am Strand spaeter sind wir uns sicher, dass dieser jemand die Strecke mit dem Touri-Traktor zurueckgelegt hat... Auf dem Rueckweg haben wir dann so krassen Gegenwind - das Land ist absolut platt - dass wir eine Stunde laenger als fuer den Hinweg brauchen. Damit hat unsere zweite Tour tatsaechlich 9 1/2 Stunden gedauert - die Flasche Rotwein zum Abendessen muss sich nach nur einem Glas der priorisierten Nachtruhe beugen. Koerperlich hervorragende Verfassung adieu...



Bieten immerhin gewisse Abwechslung: Klippen.


Ach ja: Am Ende des Strandes gibt's zur Belohnung eine Kolonie Toelpel, die gerade in der Brutzeit sind. Einer bleibt immer am Nest, waehrend der andere unterwegs ist. Warum? Ein unbewachtes Nest ist eine prima Sammelstelle fuer den Nestbau der benachbarten Artgenossen. Wie praktisch!
Da sitzt jeder auf seinem Posten. Besser ist das...



Oona hat nur einen Monat Zeit und es damit eiliger. Sie reist per Bus weiter. Tim - eher tiefenentspannt - startet am gleichen Tag mit einigen Stunden Vorsprung per Anhalter. Zwei Wege, ein Ziel: Wellington. Na, wer kommt wohl schneller an? Die Aufloesung gibts im naechsten Post!




PS: Nach dem etwas holprigen Start bin ich inzwischen aeusserst froh und zufrieden in Neuseeland, was spaetestens am Hot Water Beach anfing. Daher gibts heute die Liste von Dingen, die mir an Neuseeland gefallen:

1. Die Landschaft. Haeufig spektakulaer, ausserdem extrem abwechslungsreich. Fast immer sind Berge und Wasser zu sehen, fast immer fuehle ich mich in einer grossen Weite. Koennte auch daran liegen, dass ich die letzten Jahre vor allem in den Haeuserschluchten (na gut, und Eckkneipen) des Ruhrpotts weilte...
2. Die Menschen. Es gibt extrem viele sehr entspannte, freundliche Leute, die herzlich wenig auf Status und Aussehen geben. So verabschiedete mich z.B. der Sicherheitsbeamte am Flughafen mit "Alright, chill man!"
3. Die Moeglichkeiten. Es gibt einfach so unglaublich viele tolle Sachen zu tun und zu entdecken! Ich bewege mich bisher alle 2, 3 Tage und schiele jedes Mal mit gewissem Bedauern auf all jene Orte auf der Landkarte, die mir fuer den Moment verwehrt bleiben.

PPS: Auch manche der neuseelaendischen Verkehrszeichen wissen zu gefallen.



Obacht!