Samstag, 3. Januar 2015

Tim wird Ziegenhirte

Hallo ihr Lieben,

ich hoffe, ihr hattet alle eine gute Zeit zwischen den Jahren, habt mir recht herzlich gratuliert und habt von drei guten Vorsaetzen mindestens einen schon wieder aufgegeben ;)


Nach meiner Wanderung verbringe ich die folgende Woche auf einer kleinen Bio-Farm. Ziegen, Kuehe, einige Huehner, ein paar Schafe (natuerlich...) und ein grosser Gemuesegarten bestimmen die sieben Tage, in denen ich gegen Unterkunft und ganz hervorragende Verpflegung hier arbeiten werde.


Idyllisch: Landleben. Ausser, man muss gerade dafuer arbeiten.


Was ich da so mache? Kaese zum Beispiel! :) Wird in Deutschland wiederholt, versprochen! Auch verbringe ich so einige Stunden bei der Forstarbeit. Zusammen mit Steve gehts in den Wald. Einer von uns kann mit der Kettensaege Baeume zerlegen. Der andere darf an zwei Tagen insgesamt acht Tonnen Holz durch den Wald auf Anhaenger und Pickup befoerdern. Jap. Mein Tagesworkout ist gesichert.


Klassisch maennlich? Kettensaege. Und Axt. Auf der Farm darf auch ich mich an diesen versuchen.

Nicht mehr ganz so maennlich fuehle ich mich beim Jaeten der Beete. Insbesondere, da die die 15-jaehrige Tochter des Hauses hinter mir auf einem Aufsitz-Rasenmaeher durch den Garten brettert. Und ich am Rand der Rasenflaeche irgendwie mit zu den Kollateralschaeden dieses motorisierten Grasumverteilers gehoere.

Einer der merkwuerdigen Momente ist die gemeinschaftliche Installation eines neu erworbenen "Spielzeugs" der aelteren Tochter. Ihr Vater, ihr Freund und Tim verbringen einen Abend mit dem Aufbau einer Poledance-Stange im Wohnzimmer. Die dann auch direkt entsprechender Verwendung zugefuehrt wird. Integration in die Familie geglueckt?!


Den groessten und spassigsten Teil meiner Arbeit macht allerdings mein Dasein als Ziegenhirte aus. Fuettern, Gehege-Wechsel, uuuund: Melken.


Von links nach rechts: Mafille, Tim, Harriet.

Harriet hat im Bild und beim Melken generell eigentlich nichts verloren - sie ist noch zu jung. Was sie nicht davon abhaelt, jeden Morgen mindestens einmal ueber den Zaun zu springen, um im gesamten Prozess fuer groesstmoegliches Chaos zu sorgen. Und natuerlich, um Futter von den anderen Ziegen zu "borgen".

Die Ziegen sind insgesamt ziemlich schlau und individuell, viele hoeren auf ihren Namen und zeichnen sich durch bestimmte Charakteristika aus - das laesst sie mir auf jeden Fall sehr ans Herz wachsen. Da gibt es zum Beispiel Grace:

Als Herdenaelteste kann man sich auch schon mal den guten Roten goennen: Grace.


...oder die Chefin der ganzen Bande:

Ein echter Brocken und ausserdem eine meiner Lieblingsziegen: Queen Tikki. Andere Ziegen halten respektvoll Abstand - besser ist das.

... und Graces Tochter:

Stellt sich jeden Morgen erwartungsfroh zum Melken an: Bonnie. Der Anreiz ist in Form besonders leckeren Futters auch zweifelsohne gegeben. Die Gute trinkt ihre Milch jedoch jeden Tag selber - regelmaessig bleibt ihr die Pforte also verschlossen.


Ein Charakteristikum der gesamten Bande ist der Neid. Beim Fuettern stuerzt sich die versammelte Herde zuerst auf den ersten Eimer in Reichweite. Kaum entscheidet sich eine schwaechere Ziege aber fuer einen anderen Futterquell, muessen alle andere natuerlich sofort hinterher. Immerhin koennte da ja was besseres drin sein. Und dann zum naechsten.

Auch mal was goennen? First come first serve? Nichts ist schoener, als sein Glueck zu teilen? Alles Bloedsinn! Futterneid.


Vollkommen ignoriert wird zu diesem Zeitpunkt das erste Objekt der Begierde. Was den jungen und nicht so durchsetzungsstarken Ziegen die Chance gibt, unbeachtet auch zu speisen.


Eine meiner Lieblingsziegen und Profiteur des Neides: Bella.

Wesentlich weniger arbeitsintensiv sind die anderen Vierbeiner. Ein bisschen was gibts trotzdem zu tun...

Kuehe fuettern und noch wichtiger: sie daran hindern, den Ziegen ihr Futter wegzufressen steht auch auf dem Programm.

Nicht ganz so gut gefaellt mir, dass Sarah und Steve etlichen Verschwoerungs-Theorien anhaengen. So ziert das Badezimmer ein Buendel Zeitschriften in denen neben den ueblichen Kandidaten - 9/11 und co. - z.B. auch der Frage nachgegangen wird, ob die Queen eine Echse ist. Ahhhhh ja. Beim ersten Aufschlagen vermute ich - ehrlich gesagt - Satire. Die folgenden Diskussionen zeigen, dass das wohl eine truegerische Hoffnung war...


Hier wird ueber das Uebel in der Welt gegruebelt: Annie.

Insgesamt hatte ich aber eine gute Zeit und habe insbesondere die Vierbeiner wirklich ins Herz geschlossen. Da fiel das Abschied-Nehmen ganz schoen schwer. Auch ist es ziemlich cool, zum Fruehstueck die gerade selbst gemolkene Milch zu trinken, ein frisches Ei aus dem Huehnerstall zu holen oder Himbeeren fuer einen Kuchen pfluecken zu gehen. :) Landromantiker Tim laesst gruessen...




Eine schoene Abschlussanekdote mag der Autoverkauf meiner Gastfamilie sein:
Auf das Online-Inserat hin meldet sich ein Herr von der Westkueste. Die ist bekannt fuer rauhbeinige, hart arbeitende und hilfsbereite Menschen. Sein Angebot: 1.500$. Und ein Kilo Whitebait - eine neuseelaendische Fischspezialitaet. Gegenvorschlag meiner Gastgeber: 1.600$. Und zwei Kilo Whitebait. - Deal! Only in New Zealand...

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